Veranstaltungsideen

Günter Sölken schreibt:

Mein Anliegen wäre es, bei den Veranstaltungen des Grundeinkommensfrühlings und anderen mit unser Grundeinkommensidee an den anderen Ideen und Konzepten anzuknüpfen. Am besten kann das vielleicht im Rahmen kleiner Workshops geschehen, die wir zusammen mit anderen Organisationen gemeinsam durchführen könnten. Dazu nachfolgend einige Anregungen, bei denen sich gern alle bedienen dürfen.

1. 
Die neue soziale Frage zwischen Konsumwahn und Verelendung – wie viel (Geld) und was brauchen wir für ein gutes, menschenwürdiges Leben?
Ein Workshop, der z.B. auf der Grundlage des im Armuts-Millieu spielenden Films „Die Entbehrlichen“ stattfinden könnte. Ein anderer Hintergrund wäre aber auch die generelle Veränderung von Lebensentwürfen und Biografien: während etliche aufgrund von Verarmung mit weniger Geld auskommen müssen, wählen andere ganz bewusst den Weg einer genügsamen Lebensführung, um schlicht selbstbestimmt leben zu können und sich nicht dem Diktat der (Arbeits-)Märkte unterwerfen zu müssen. Wieder andere wachen morgens mit fast nur einer Sorge auf, wie die internationalen Kurse über Nacht ihr Vermögen vermehrt oder verringert haben mögen.

2.
Finanztransfers und Grundeinkommen – wie Billionen sinnlos oder sinnvoll eingesetzt werden können.
Aktuell kratzen die EU-Gewaltigen alles Geld zusammen, um den Finanzmarkt, die Banken und den Euro zu stabilisieren. Finanzmärkte, Banken und der Euro tragen allerdings schon lange nicht mehr zum Wohl der Bürger bei, weder in Deutschland, noch in Europa und auch nicht weltweit. Das Gegenteil ist der Fall: all das gute Geld, das in diese drei gierigen Schlünde fließt, fehlt anderenorts: in der Bildung, im Sozialen, in der gesamten Infrastruktur. Und deshalb hat unser Staat und haben andere Staaten, keine Bewegungsspielräume mehr und Parlamente eigentlich nichts mehr zu entscheiden. Wäre es nicht einfacher, die Steuern statt vom Finanzamt gleich von den Banken einzuziehen zu lassen? - Beim BGE hätten wir möglicherweise kein Geld mehr für die Banken. Wäre das so schlimm und was wären die weiteren Konsequenzen?

3.
Mit dem Grundeinkommen zum Picknick bei McDonalds?
Wer ein gutes, selbstbestimmtes Leben führen will, ist genötigt täglich Entscheidungen zu treffen. Was mache ich heute? Was und mit wem esse ich heute? Wer kocht oder gehen wir einfach zu McDonalds? Dabei gibt es immer einen bequemen und einen weniger bequemen Weg. Der bequeme führt zur Kühltheke und zur Currybude, lässt uns den Tag vor dem PC oder der Glotze verbringen. Über den anderen, den anstrengenderen und über das, was er uns zumutet und bietet, könnte ein Workshop mit diesem Titel gehen. Im Übrigen: die Summe der Entscheidungen zu Selberkochen oder McDonalds könnte die Weltpolitik vielleicht mehr beeinflussen als vieles andere..

4.
Verantwortung – delegieren oder selbst wahrnehmen?  Eine Frage, die sich nicht nur, aber vor allem auf dem Weg zum Grundeinkommen stellt.
Hier geht es um die große und die kleine Politik oder um die Politik und das Soziale.
Für die Einen ist Wählen-gehen eine Staatsbürgerpflicht, für die anderen ist das nur eine Farce ohne wirkliche Bedeutung. Für die Parteien liefern die Wahlen den Freifahrschein für Nichtmehr-fragen-müssen und alles alleine entscheiden zu können. Immer mehr Menschen erkennen, wozu das führt – zu nicht viel Gutem. Die Konsequenz ist allerdings: Wer nicht möchte, dass ständig über unsere Köpfe hinweg entschieden wird, muss sich einmischen im Kleinen wie im Großen und muss sich sachkundig machen. Manche scheuen das oder trauen sich das selbst nicht zu. Aber wer sagt uns eigentlich, dass gewählte Politiker kompetenter sind als wir selbst und bessere Entscheidungen treffen als wir das tun würden?
Und übertragen wir die Frage mal auf unsere sozialen Beziehungen: „Betreuung“, sei es von Alten, Schwachen, Kindern und uns selbst kann man sozialen Einrichtungen überlassen. Das ist weitverbreitet und zumeist werden wir hierauf nur aufmerksam, wenn es irgendwo einen Skandal gibt. Zum Beispiel Veruntreuung in sozialen Einrichtungen, schlechte Deutschlandnoten im Pisatest und vieles andere mehr. Da steht dann die Bildzeitung an unserer Seite. Aber sind wir nicht selber schuld, weil wir einfach zu viel delegieren, vor allem zu viel Verantwortung?

5.
Grundeinkommen und bessere Schulen – Warum eine andere Pädagogik so wichtig ist.
Immer wieder ist der Vorwurf zu hören, der auch gegenüber anderen visionären Konzepten – wie z.B. dem Kommunismus – erhoben wird: Sie seien auf einen besseren Menschen angewiesen als es ihn gibt. Der Wirklichkeitsmensch sei nämlich nun einmal egoistisch und ellenbogen-orientiert und das werde sich auch nie ändern. An dem Argument ist so viel richtig, dass wir für die neue Solidargemeinschaft mit Grundeinkommen tatsächlich andere unserer vielen Fähigkeiten ausbilden müssen, als sie im heutigen Brutalo-Kapitalismus gefordert sind. In der Grundeinkommensgesellschaft werden externe Zwänge durch intrinsische Motivationen, selbstgewählte Verantwortungsbereitschaft und das Denken in Wir-Mustern ersetzt werden müssen. Idealer Ausbildungsort solcher solidaritätsorientierter Eigenschaften und Fähigkeiten wären natürlich unsere Schulen und anderen pädagogischen Einrichtungen – wenn sie nicht so wären, wie sie eben sind: den Egoismus fördernd, qual-, leidens- und durchhalteorientiert statt motivierend, selbstbestimmend und freiheitlich. Deshalb lohnt sich gerade für die Grundeinkommensbewegung eine intensive Auseinandersetzung mit Modellen einer freien Schule.

2 Kommentare:

  1. Ich bin sehr dankbar für diese Anregungen -
    Punkt 1, 3 und 4 können mit Punkt 5, der Frage nach der Pädagogik, zusammen gestellt und behandelt werden - wobei sich die erweitete Frage ergibt, ob wir nur andere Schulen für unsere Kinder, nicht auch solche für uns Erwachsene brauchen ...
    Punkt 2 erzeugt Herzklopfen bei mir ... Die Frage ist frech, unbekümmert ud radikal.
    Wie könnte eine mögliche Antwort lauten?

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  2. Die Konsequenzen bei Punkt zwei - bge-frech gedacht -
    wenn wir kein Geld für die Banken haben, ist es weniger Attraktiv Banker zu werden ;-)
    Banker sein muss gut bezahlt werden... und es muss sich lohnen... wenn wir keine Banker brauchen, werden sie wegrationalisiert.
    Wenn wir sie als Verwalter brauchen und das keinem "Spaß" macht, müssen sie dafür gut belohnt oder die Sache automatisiert werden... eigentlich wie mit der Müllabfuhr etc...

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